Ausgabe 2019 September RÜCKSPIEGEL SONDEREDITION - AUTOMOTIVE LEGENDS TROPHY VIRTUAL RACING e.V.

Es ist Anfang September, Simracing-Deutschland und ganz besonders die Dachgeschoss-Fahrer freuen sich über ein Ende des Backofen-Sommers. Die Automotive Legends Trophy, Virtual Racings steilste Serie, begibt sich nach Fuji - selbstverständlich die historische Variante mit einer der steilsten und beeindruckendsten Kurven überhaupt. Neben einer fast fühlbaren körperlichen Beanspruchung - manch einer hat im Vorfeld angeblich sogar Übungen zur Stärkung der Nackenmuskulatur gemacht - sollte sich auch die Lernkurve auf dieser Strecke mit vielen schwer einschätzbaren Kurvenradien und üblen Bodenwellen als, ja, steil herausstellen. Mal schauen, wie viele steile Wortspiele sich im Laufe des Artikels noch ergeben ...

Lohnend diesmal ganz besonders der Livestream, an welchem Kommentator Vincent J seine helle Freude hatte und die eine oder andere Szene als 'tolle Werbung für das Simracing und für Virtual Racing' bezeichnete. Auch neben diesem Szenenapplaus kann man die Übertragung nur als Hochgenuss beschreiben - grandiose Strecke, wunderschöne Fahrzeuge und ein Wahnsinns-Sound!

Der Livestream kommentiert von Vincent J

LAUF 5: Steil auf Fuji

Wir befinden uns in der zweiten Saisonhälfte, was bedeutet, dass auch an diesem Abend wieder eine bereits bekannte Fahrzeugklasse zum Einsatz kam. Die LeMans Prototypen mit dem überlegen vorneweg fliegenden Porsche 917K und dahinter dem recht eng beisammen liegenden Feld bestehend aus Ferrari 330 P4, Ford GT40 und Porsche 908LH. Alle sollten sie auf dieser Strecke mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben: langgezogene, schnelle Kurven in unheilvoller Kombination mit extremen Bodenwellen.

Die Strecke mag dem Einen oder Anderen in ihrer modernen Version bekannt sein, die historische Variante wurde nur bis ins Jahr 1974 gefahren. Danach folgten grossräumige Umbauarbeiten, wiedermal aufgrund zahlreicher Todesfälle und auch einem den Rennstart verweigernden Nikki Lauda. Die 30 Grad Steilkurve wird heute nicht mehr gefahren. Auch der letzte Streckenabschnitt, ebenfalls eine lang gezogene und schnelle Rechtskurve, die allerdings nach aussen abfällt, wurde entschärft. All das idyllisch in Erdbebengebiet gelegen, nebenan ragt beeindruckend und natürlich steil der Vulkan auf. Das vielleicht eine Erklärung für die schlechte Fahrbahnbeschaffenheit. Möglicherweise auch ein Grund der Boden, den Hobby-Botaniker Andreas Wagner nach diversen kleinen Expeditionen als äussers 'sumpfig' beschreibt.

Die Qualifikation

Gewohntes Spiel wie schon bei allen Veranstaltungen zuvor: sowohl Training als auch Qualifikation werden ausgiebig genutzt um das Verhalten und die Linien der anderen Fahrzeugklassen kennenzulernen. Wobei gerade im Vergleich zur Dünenlandschaft Zandvoorts hier weniger spektakuläre Abflüge einen normaleren Betrieb ermöglichen sollten - die Abschleppwägen mussten deutlich seltener auf die Strecke. Und ein weiterer Vorteil der LeMans Klasse, dass die Fahrzeuge im Gegensatz zur F1 geringere Geschwindigkeitsunterschiede aufweisen. Dennoch stellt sich für so manchen Fahrer der Rennabend zum Kennenlernen der Strecke als zu spät heraus, vor allem aufgrund der kuriosen Kurvenradien und bösen Bodenwellen.

Unter den 917K zeichnet sich schon anhand der Qualifikationszeiten ein Duell zwischen Matthias Rudolph und Sebastian Bach ab. Gerade 0.1sec trennen die Beiden auf diesem Kurs der tausend Linien. Im Hauptfeld schafft es Jimmy Khan, sich trotz gescheiterter Verhandlungen mit Ford, aufgrund derer er mit dem Porsche 908LH antreten muss, knapp vor Michael Greinig zu positionieren. Dahinter folgen einige weitere 908LH, bevor der erste und einzige Ford und der Ferrari folgen. Mitten im Feld versteckt sich ausserdem Wagner, dem die Übermotorisierung des 917K zu schaffen macht.

  • Qualifikation
  • Matthias Rudolph (917K)
    1:40.913m
  • Michael Greinig (908LH)
    1:49.033m
  • Nick Stank (GT40)
    1:50.662m
  • Dirk Muessener (330P4)
    1:53:138m
Die Schnellsten der Marken

Spiegelverkehrt ins Rennen

In der Startaufstellung dann die nächste Überraschung: Platz 4 steht angesichts der bevorstehenden Steilkurve günstiger als die daneben stehenden Plätze 1 bis 3. Hinten im Feld ist das kein Thema, da ist man froh, irgendwie durchzukommen. In der ersten Startreihe jedoch legt man sich bereits einen Plan zurecht. Nach Erlöschen der Ampel natürlich sofort alles hinfällig, denn Jari S auf besagtem viertem Platz bekommt seinen Gang nur mit Mühe eingelegt. Optimal weg kommt Rudolph, dicht gefolgt vom drittplatzierten Frank Lehmann. Wiedermal den Start verpennt Bach. Rudolph verschwindet als erster hinter der kleinen Kuppe, welche die Fahrer in die furcheinflössende Monsterkurve spuckt. Dich gefolgt von Lehmann, der aber ganz innen zu wenig Schwung aufbauen kann. Dahinter und ganz aussen bleibt Bach voll auf dem Gas und kann so am Ausgang wieder P2 einnehmen. Jari S schafft es, den dem Problem beim Start geschuldeten Rückstand auf Lehmann bereits nach vier Turns wieder zu zu fahren und vorbei zu gehen.

Knut Mattheisen im Porsche 908LH

Noch beeindruckender die erste Steildurchfahrt der Hauptfeldes. Die grössere Anzahl an Fahrzeugen wirkt im überdimensionierten T1 zwar ähnlich verloren wir die vorneweg fahrenden 917K, doch wirkt das fliehkraftbedingte Gewusel noch hektischer. Greinig kommt super weg und setzt sich direkt vor Leon Harhoff und Jimmy Khan. Khan wird Ende der ersten Runde prompt auch noch von Andreas R kassiert und beschliesst, um dem Durcheinander zu entgehen, direkt seinen Pflichtstopp einzulegen. Insgesamt beobachtet der Kommentator in den ersten Minuten ein 'grobes Hin- und Hergefahre', das allerdings fast komplett ohne Unfälle auskommt. Grossartig!

Etwa fünf Minuten sollte es dauern, bis sich die Gesamtsituation gesetzt hatte. Matthias Rudolph auf Platz 1, mit weniger als 1sec dahinter festgebissen Sebastian Bach, der im Mittelteil der Strecke und in der entscheidenden Steilkurve mehr Grip zu haben scheint. Die beiden haben bereits 5sec Vorsprung auf Lehmann, der sich den dritten Platz von Jari S zurückerobern kann. Unmittelbar danach dreht sich Jari, der beim Wiederauffahren auf die Strecke zu viel Gas gibt. Ein Missgeschick, das heute noch Einigen widerfahren sollte. Sebastian H geht vorbei und erbt P4.

Im Hauptfeld fährt wiedermal Greinig allen davon, dahinter liegen Harhoff und Hildebrandt. Auf dem letzten Platz, jedoch sauschnell unterwegs, Jimmy Khan, der bereits mächtig Zeit gutmacht.

Khan kämpft sich zurück

Die Verfolgungsjagd

Eine Viertelstunde später, ganz vorne findet noch immer der enge Zeikampf zwischen Rudolph und Bach statt. Weniger als eine Sekunde Abstand, Bach kann immer wieder Ausgangs der Steilkurve innen reinstechen, fährt eine völlig andere Linie. Doch Rudolph gibt sich keine Blösse, trotz Gegner im Nacken. Und spätestens auf der Geraden kann er wieder ein paar Zehntel wegziehen, da er einfach besser aus der letzten Kurve kommt. Auf Platz 3 haben die Beiden nun schon 20sec Vorsprung. Derweil holt sich Jari S den vierten Platz von Sebastian H zurück.

Dahinter Greinig vor Harhoff und Hildebrandt, alle drei haben jeweils etwa 8sec Abstände zueinander. Kurioserweise ist das Feld ab P13 extrem eng beisammen, da sind 6 Fahrer innerhalb einer Sekunde unterwegs und wuseln fröhlich durcheinander. Mittendrin unter anderem Albert Gorocz und Knut Mattheisen, die sich leicht berühren, Mattheisen kommt von der Strecke, Gorocz wartet jedoch fair. That's Gentlemen's Driving! Kurz darauf auch zwischen Jörg S und Mattheisen eine Berührung, wonach Jörg sich abschleppen lassen muss und kuriose 10 Minuten in der Box verbringt. Sehr mysteriös. Und Khan, ebenfalls im Pulk angekommen, kämpft sich langsam aber sicher durch auf seinem Weg zurück nach vorne. Auf Platz 11 liegt er momentan.

Dann die nächste Überraschung: Harhoff stellt ab. Er konnte erst kurzfristig vor Rennbeginn anreisen und hatte so ebenfalls Schwierigkeiten mit der Strecke. Noch dazu ein Zwischenfall mit einem unglücklich platzierten Pylonen, der zu einer Flugeinlage führte. Stefan Hildebrandt nimmt also den klasseninternen zweiten Platz ein und darf sich darauf mehrere Runden lang mit Matthias Kuhlemann auseinandersetzen, der kurz vorbeigeht, sich dann aber in der Haarnadel verbremst. Also wieder Hildebrandt vorn.

Für Khan geht es nun Schlag auf Schlag. Zunächst darf er mit Nick S den einzigen GT40 attackieren, also das Auto, in dem er selbst gerne gesessen hätte. Fahrzeugbedingt kommt er immer mal wieder ran, sogar daneben, muss den Ford dann aber auf der Gerade ziehen lassen. Trotz seinem schwammigen 908-Fahrwerk ist er aber im Infield schneller, kommt irgendwann vorbei und hat nurnoch 40sec Rückstand auf den Klassenführenden Michael Greinig. Dazwischen nurnoch Hildebrandt und Kuhlemann, den Jimmy Khan als nächstes kassiert. Was für eine Aufholjagd!

Frank Lehmann im Porsche 917K

Halbzeit: Durchatmen

Matthias Rudolph hat nun die Hälfte überstanden und ist sicher froh, dass Bach inzwischen doch ein paar Sekunden abreissen lassen musste. Wohl teils wegen Überrundungen, aber auch weil der enge Kampf Kraft und Konzentration gekostet hat. Doch Rudolph ist in Sichtweite, also heisst es 'dranbleiben'. Dahinter jedoch geht es mit inzwischen 40sec Abstand heiss her: Frank Lehmann liegt auf Platz 3, hat allerdings einen Dreher. Sowohl Jari S und Sebastian H nutzen - selbstverständlich ohne jegliche Schadenfreude - die Gelegenheit und gehen vorbei. Lehmann hat in der folgenden Runde Probleme, möglicherweise wegen immernoch aufgrund des Drehers überhitzten Reifen, verpasst die Haarnadel und dreht sich mehrfach beim Wiederauffahren. Max Spied fährt vorbei, Lehmann zur Abkühlung in die Box. Wagner liegt mit seinem 917K sogar hinter den 908 zurück, hatte aufgrund einer weiteren Botaniker-Expedition die Ziellinie verpasst und somit eine Runde Rückstand. Er kämpft, um wieder aufzuholen.

Khan ist inzwischen an Stefan Hildebrandt vorbei und liegt nun 45 Sekunden hinter dem souveränen Greinig, der aber immernoch nicht in der Box war. Das sollte also noch spannend werden. Andreas R steht derweil lange in der Box, er hatte sozusagen seine 908-Getriebe-Entjungferung: einmal den falschen Gang erwischt und umgehend mit Motorschaden liegengeblieben.

Kompromisslos beim Boxenstopp

Im letzten Renndrittel angekommen beginnt die entscheidende Phase um den Gesamtsieg mit einem Paukenschlag. Rudolph entschliesst sich zum Pflichtstopp und macht einen fatalen Fehler: er bremst. Bach schiesst in der Boxengasse an ihm vorbei, macht durch seine kompromisslose Einfahrt ganze 4 Sekunden gut und ist bei Verlassen der Box wieder direkt an Rudolphs Stossstange. In der Steilkurve dann der spektakuläre Parallelflug nebeneinander, in der folgenden Runde kann er fast jede Kurve einen Angriff andeuten, doch Rudolph behält die Nerven. Die letzte Kurve, beide schiessen im wilden Drift auf die Zielgerade, und wieder nebeneinander durch die Steilkurve. Es folgt eine weitere Runde im denkbar engsten Zweikampf. Vor dem Rennen wäre das bei diesen Fahrzeugen und diesen Bodenwellen schwer vorstellbar gewesen. Noch immer hält Rudolph dem Druck stand, erneut geht es in die Steilkurve, ganz aussen fährt ein 908, Bach nutzt die Ablenkung und wechselt die Linie von komplett links nach komplett rechts und geht erstmals vorbei. Nun eine Runde selbes Spiel, umgekehrte Vorzeichen: Bach hat Schwierigkeiten, seinen Gegner im winzigen Rückspiegel zu orten, macht so wiedermal im letzten Abschnitt langsamer als nötig, Rudolph nutzt das und holt sich auf den letzten 100m der Runde die Führung zurück. Was für eine Schlacht!

Knapper kann's beim Stopp kaum werden

Derweil hat sich Lehmann wieder berappelt, an Spied herangepirscht und kann sich von ihm sogar wieder P5 zurückholen. Davor legt Jari S ebenfalls seinen Pflichtstopp ein und liegt nun 1 Minute hinter den beiden Führenden. Sebastian H kommt bis auf 15sec heran, ihm steht allerdings noch ein tragisch verlaufender Boxenstopp bevor, bei dem seine Crew 5 Minuten vor Schluss noch Reifen wechseln wollte. Möglicherweise eine Racheaktion, weil sich der Werksfahrer unmittelbar vor dem Rennen noch eine Woche Urlaub gönnen musste.

Dann kommen im Kampf um die Führung des Hauptfeldes die Karten auf den Tisch: Michael Greinig leistet seinen Stopp ab, alle schielen auf Khan. Doch es reicht für Greinig, als er die Box verlässt sind es weiterhin 20 Sekunden Vorsprung. Hildebrandt liegt weitere 54sec dahinter auf Platz 3. Und noch etwas weiter hinten trifft das Pech mit den Stopps als nächstes Albert Gorocz, dessen Crew ihn länger als nötig festhält. Schwer nachvollziehbar weshalb. Möglicherweise war sein Erscheinen in der Box nicht angekündigt und daher für die Porsche-Mannschaft zu überraschend.

Ganz kurz kommt Bach mal vorbei

Ein verdienter Sieger

Die letzten Minuten brechen an, das Rennen ist entschieden. Zwar hat Matthias Rudolph noch immer nur 1 Sekunde Abstand vor Bach, doch dieser kann nicht mehr Schritt halten. Zu gelb der linke Hinterreifen, zu oft kommt der 917K quer. Rudolph hat mit ähnlichem Verhalten zu kämpfen, profitiert nun aber davon, dass sein Setup mit den Reifen etwas schonender umging. Bach lässt abreissen, am Ende sind es 4 Sekunden Rückstand. Nach dem Rennen liegt man sich völlig verausgabt regelrecht in den Armen und zollt gegenseitig Anerkennung. Es war der Kampf eines guten Setups gegen einen noch besseren Fahrer, der am Ende verdient die Nase vorn behalten sollte.

Auch Greinig hält seine 20 Sekunden Vorsprung auf einen wackeren Jimmy Khan, der sich nach seinem frühen Stopp einmal quer durchs Feld kämpfte und daran gemessen noch beeindruckend nah herangekommen war.

  • Die Top-Klasse
  • 1. Matthias Rudolph (917K)
  • 2. Sebastian Bach (917K)
    +4s
  • 3. Jari Stark (917K)
    +1.11m
Rudolph und Bach eine Klasse für sich
  • Das Hauptfeld
  • 7. Michael Greinig (908LH)
  • 8. Jimmy Khan (908LH)
    +19s
  • 9. Stefan Hildebrandt (908LH)
    +1:20m
Schon wieder Greinig!

Das war's aus Japan. Die Automotive Legends Trophy bleibt jedoch in Asien, nächster Stopp in 6 Wochen ist Singapur. Während in diesem Artikel das Wort 'steil' 14mal Verwendung fand, werden wir das Spiel im nächsten Bericht mit den Begriffen 'Palmen', 'Airtime' und 'lebensmüde' erneut spielen.


Ist es nicht irgendwie schöner, mit und gegen Leute zu fahren, die man kennt? Viel grösser die Emotion, wenn man im Formationsflug über die Strecke donnert, und ebenso die schelmische Freude, seinem Langzeit- oder Lieblingsgegner ein paar Zehntel aufgebrummt zu haben? Nachfolgend und in den kommenden Ausgaben wollen wir dem geschätzten Leser daher ein paar der Fahrer der Automotive Legends Trophy vorstellen und mit einem kleinen Interview näher bringen.


INTERVIEW MIT RICHARD LINDHORST

  • Steckbrief
  • Name
    Richard Lindhorst
    Baujahr
    1989
    Wohnort
    Bergen bei Celle (Deutschland)
    Beruf
    Beamter | Journalist
    Simracer seit
    1996
    Equipment
    OSW, VPP Hyperreal, TH8A, Oculus
Danke dass Du Dir Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten und wir Dich etwas besser kennenlernen dürfen! Der Community-Gedanke scheint auch Dir nicht unwichtig zu sein!?
Unbedingt. Wir sind eben ein Haufen Gleichgesinnte, die zu viel Zeit mit einem Computerspiel verbringen (zwinkert).
Wie kamst Du zum Simracen, und welchen besonderen Reiz hat das Simracen für Dich?
Ich war schon immer F1 Fan, habe mit Grand Prix 2 etwas ernster angefangen und bin dann über alle möglichen Rennspiele bei F1 Challenge, GTR, rFactor usw. gelandet. Der Reiz ist primär, dass es die für mich einzig bezahlbare Form des Motorsports auf vier Rädern ist und in Sachen Immersion mittlerweile riesige Schritte gemacht hat. Es gibt außerdem quasi keine Grenzen in Sachen Fahrzeug- und Streckenkombination.
Was denkt Dein Umfeld über Dein Hobby? Wirst Du dafür belächelt?
Ich erzähle gern davon und die meisten Leute finden es sehr interessant, wie viel Detailversessenheit dazu gehört, wirklich gut darin zu werden.
Hast Du auch zum realen Motorsport einen emotionalen Bezug? Oder sogar Berührungspunkte? Wie kam es dazu?
Nur auf dem Zweirad. Ich bin schon immer gern Motorrad gefahren, aber habe aufgrund eines schweren Unfalls vor sechs Jahren seither keine Trackdays oder Rennen mehr gefahren.
Wann und wo warst Du zum ersten mal an einer realen Rennstrecke? Wo würdest Du gerne noch hin?
Die erste richtige Strecke war wohl Zandvoort bzw. der Spreewaldring auf zwei Rädern. Ich würde gern mal wieder an den Sachsenring zur MotoGP und ich würde gern mal einen Porsche in Laguna Seca bewegen.
Wie nah denkst Du ist das SimRacing am echten Motorsport, und wie ernst nimmst Du es daher?
Die nötigen Fähigkeiten sind grundsätzlich sehr ähnlich. Die physische Komponente fehlt zwar weitestgehend, aber ich denke, dass mittlerweile alle Formel 1 Teams auch Simulatorfahrer haben, sagt über die Nähe zum echten Motorsport genug aus. Ich selbst nehme es relativ lax, um ehrlich zu sein. Mit dem Alter wird man da etwas entspannter. Klar, verlieren will keiner, aber primär geht's um den Spaß an der Sache.
Hast Du einen besonderen Ehrgeiz, verfolgst Du ein Ziel? Was war Dein bisheriges Simracing-Highlight?
Sehr geil fand ich, dass ich mal den PWC Titel holen konnte, das war schon ein Highlight. Ansonsten geht's mir darum, mit meinen Teammates (Goe und Adi Stettler), eine gute Zeit zu verbringen.
Was für eine technische oder organisatorische Entwicklung wünscht Du Dir für die Zukunft des Simracing?
Ich fände es super, wenn Direct Drive Lenkräder erschwinglicher werden. Ansonsten würde ich mir wünschen, dass alles so familiär bleibt, wie bisher bei der VR.
Was für Equipment fährst Du und warum? Wie sähe Dein Traum-Equipment aus?
Ich habe Stück für Stück günstige Komponenten gekauft und aufgerüstet. Die Pedale waren ein Geschenk von meinem lieben Teamkollegen Adi und ich würde eigentlich gern ein neues SimuCube 2 sowie einen etwas cooleren Shifter haben. Ansonsten wäre irgendwann ein Alu-Rig eine nette Sache, aber sonst bin ich recht zufrieden.
Hast Du neben dem Simracen noch weitere Hobbies? Was sind Deine musikalischen Vorlieben?
Hobby: Motorräder
Musik: Ich höre ganz gern Musik von Moog
Aus welchen Gründen hast Du Dich zur Teilnahme an der ALT entschieden? Hast Du einen Favoriten unter den historischen Fahrzeugen?
Weil ich unbedingt mal mit alten, handgeschalteten Autos Rennen fahren wollte. Der Favorit ist ganz klar der 911, das ist ja klar.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin Gute Fahrt!

INTERVIEW MIT MATTHIAS KUHLEMANN

  • Steckbrief
  • Name
    Matthias Kuhlemann
    Baujahr
    1987
    Wohnort
    Lüdenscheid (Deutschland)
    Beruf
    Konstrukteur
    Simracer seit
    Rennspiele so lange ich zurück denken kann. Mit das erste Spiel war Grand Prix 2
    Equipment
    Oculus Rift + Fanatec Wheelbase V2.X + CSR Elite Pedalen. (Aktuell noch am Tisch Befestigt Alu custom-Rig ist in Planung)
Danke dass Du Dir Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten und wir Dich etwas besser kennenlernen dürfen! Der Community-Gedanke scheint auch Dir nicht unwichtig zu sein!?
Bei mir ist der Community gedanke nahezu immer vorhanden, meist fange ich selbst auch nur das Trainieren wirklich an, wenn auch andere Leute aus meinem Team online sind,alleine Trainieren oder insgesamt am PC spielen ist bei mir eher selten. Wenn dann sollte es mit oder gegen andere Menschen sein.
Wie kamst Du zum Simracen, und welchen besonderen Reiz hat das Simracen für Dich?
Ich hatte schon immer großes Interesse an allem was nur annähernd einen Motor hat. Seit dem ich PC Spiele zocke ich meist Rennspiele. Früher waren es natürlich mehr Richtung Arcarde-Racern. Grand Prix 2 war mit das erste Spiel, an das ich mich erinnern kann. Damals wurde von mir auch nahezu jedes Need for Speed bis zum abwinken gespielt. Mit der Zeit bin ich dann zur Forza Motorsport 2 gekommen. Welches ich als erstes "Realistisch" Spiel wahrgenommen habe und in dem man nicht ala Need for Speed und ähnlichem nahezu Vollgas usw fahren kann. Nach und nach bin ich dann über die komplette Xbox 360 Zeit durch die Forza Teile durchgegangen,bis ich am Ende auch dort mit Lenkrad gefahren bin. Mit dem Konsolenwechsel auf Xbox One und PS4 entschied ich mich damals für die PS4 da dort mein Lenkrad weiter unterstützt wurde. Hier habe ich dann in Project Cars mich weiter in Richtung Sim Racing entwickelt. Leider wurde es dann nach und nach immer verrückter mit 'geht das Lenkrad noch' und dem ganzen Lizenzenmist der von Sony und Microsoft abgezogen wird. Ab diesem Zeitpunkt stand dann auch für unsere Truppe fest, wir wechseln zum PC da es dort bis jetzt nicht so aussieht, dass dort der selbe Mist auf einen zu kommt. Seit der PC Zeit fahre ich nun nahezu immer Assetto Corsa.

Den besonderen Reiz macht für mich ganz klar das Messen mit anderen aus. Ein schönes Duell und auch wenn es um den letzten Platz ist kann einfach soviel Spaß machen, genau für solche Momente fährt glaube ich jeder Racer.
Was denkt Dein Umfeld über Dein Hobby? Wirst Du dafür belächelt?
Ich denke jeder der ein Hobby in Richtung "Computerspiele E-Sport usw." betreibt wird von anderen darüber belächelt. Meist versuche ich genau solche Leute einmal an den PC zu bekommen. Nahezu jeder der aktuell bei mir mit VR Lenkrad usw. gefahren ist war danach nicht mehr der Meinung, dass es sich hierbei um so'n bisschen Rumspielen und Zeitverschwendung handelt. Hierbei hoffe ich, dass E-Sport und Sim-Racing weiter an Anerkennung gewinnt.
Hast Du auch zum realen Motorsport einen emotionalen Bezug? Oder sogar Berührungspunkte? Wie kam es dazu?
Realen Motorsport betreibe ich leider nahezu gar nicht, vielleicht mal mit paar Leuten 'ne Runde auf der Kart-Bahn, aber sonst ist bei mir leider nicht genug Geld über, um mir ein Auto hierfür leisten zu können. Vielleicht schaffe ich es aber noch mal an einem echten Rennen teilnehmen zu dürfen.
Wann und wo warst Du zum ersten mal an einer realen Rennstrecke? Wo würdest Du gerne noch hin?
Das erste mal war ich am Hockenheimring bei einem DTM Rennen. Welches Jahr es war kann ich nicht mehr nachvollziehen, es war aber noch die Zeit, wo unter anderem Bernd Schneider am fahren war. Ich meine damals gabs auch noch Opel mit Ihrem Opel Astra.

Gerne würde ich noch zu einem Nascar Rennen (Daytona oder Telladega), nach Bathurst, sowie nach Laguna Seca.
Wie nah denkst Du ist das SimRacing am echten Motorsport, und wie ernst nimmst Du es daher?
SimRacing ist nach meiner Auffassung sehr nah am echten Motorsport. Hier zeigen nach meiner Meinung solche Dinge wie die GT-Academy, dass sich Talente auch über diesen Weg finden lassen. Das schöne an SimRacing ist, dass es kein Risiko für den Fahrer an sich gibt. Auch besseres Equipment an sich macht einen oft nicht schneller, sondern erhöht oft eher den Spaß. Das heisst, es ist nach meiner Meinung viel mehr der Fahrer als wie im echten Motorsport das Equipment für Sieg und Niederlage verantwortlich. Daher ist für mich wie ernst man das SimRacing nimmt eher eine Frage der persönlichen Einstellung. Für mich ist es ein Ausgleich zu meinem normalen Job und eine Freizeitgestaltung. Gewinnen und der Erste sein ist zwar ein Ziel welches vorhanden ist, aber mir ist auch klar bewusst, dass ich hierfür nicht genug Einsatz in das Hobby investiere.
Hast Du einen besonderen Ehrgeiz, verfolgst Du ein Ziel? Was war Dein bisheriges Simracing-Highlight?
Mein Ehrgeiz ist rein Spaß an der Sache, oft weiß ich dass ich die "Aliens" ganz vorne nicht einholen werde und setze mir dann selbst realistische Ziele. Natürlich ist es um so schöner, wenn durch Zufall man dann die ganz großen etwas ärgern kann.
Was für eine technische oder organisatorische Entwicklung wünscht Du Dir für die Zukunft des Simracing?
Technisch ist SimRacing nach meiner Meinung jetzt mit VR auf einem absolut mega guten Weg. Klar, hierbei muss sich die VR Brille an sich noch etwas verbessern (Gittereffekt usw.), aber sonst gibt es ja nahezu keine Wünsche, die mittlerweile nicht sehr gut simuliert werden. Wünschen würde ich mir, dass Simracing oder E-Sport insgesamt weiter an Anerkennung gewinnt.
Was für Equipment fährst Du und warum? Wie sähe Dein Traum-Equipment aus?
VR (Oculus Rift)
Lenkrad (Fanatec Wheelbase 2.X)
Pedale (Fanate CSR Elite)

Traum wäre natürlich ein Komplettes System, so wie es die Top Teams der Formel 1 haben. Aber sind wir mal realistisch. Seatmover wäre noch was cooles.
Hast Du neben dem Simracen noch weitere Hobbies? Was sind Deine musikalischen Vorlieben?
Mein zweites Hobby ist definitiv Auto, Motorrad und was sonst noch so einen Motor hat. Hauptsache es bewegt sich schnell vorwärts und durch die Kurven.
Aus welchen Gründen hast Du Dich zur Teilnahme an der ALT entschieden? Hast Du einen Favoriten unter den historischen Fahrzeugen?
Da ich privat auch auf "ALT"e Autos stehe war für mich die Entscheidung relativ einfach. Hier wollte ich einfach dabei sein. Für die nächste Saisons würde ich mir vielleicht noch 1-2 Rennen mit z.B. den alten DTM Autos E30 und Co wünschen.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin Gute Fahrt!

INTERVIEW MIT LEON HARHOFF

  • Steckbrief
  • Name
    Leon Harhoff
    Baujahr
    1996
    Wohnort
    Köln (Deutschland)
    Beruf
    Student der Fahrzeugtechnik
    Simracer seit
    On-off seit 2010, die ersten Ligen kamen 2012
    Equipment
    Fanatec CSL Elite, CSR Elite Pedals, TH8A Shifter, Triple Screen, Bürostuhl ohne Rollen
Danke dass Du Dir Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten und wir Dich etwas besser kennenlernen dürfen! Der Community-Gedanke scheint auch Dir nicht unwichtig zu sein!?
Gerne! Klar, erst durch Communities wie die VR lässt sich unser Hobby in diesem Maße überhaupt praktizieren, und durch den Austausch mit gleichgesinnten lernt man viel dazu.
Du bist ja im 'realen' Rennsport aktiv. Was genau machst Du da und wie kam es dazu?
Der Wunsch, irgendwann mal selbst ins Lenkrad zu greifen, war praktisch schon von Kind an da. Als Drei-käse-hoch habe ich mich mal im Bambini Kart probiert, jedoch waren damals bereits die Kosten so horrend dass daraus nichts professionelles wurde. Die Leidenschaft für den Motorsport blieb jedoch und so tobte ich mich eine Weile im Simulator aus, bis ich mit 17 Jahren auf eine Automobilslalom Serie für Einteiger aufmerksam wurde. Da ich dort aufgrund meiner Fähigkeiten aus dem SimRacing gute Ergebnisse erzielen konnte stieg ich schnell in den regulären Slalom um und konnte mir dort auf einem Daihatsu Charade 4x4 drei Mal in Folge den Nachwuchsmeistertitel des ADAC sichern.
Seit 2018 trete ich nun auf einem Opel Astra F GSi in der RCN auf der Nordschleife an, was so ein bisschen die Erfüllung eines Kindheitstraumes bedeutet. Da die RCN eine relativ günstige Serie für Hobby und Amateurrennfahrer ist, ist dies aktuell die ideale Serie für mich, um Erfahrungen zu sammeln. Mein großes Ziel ist es, irgendwann mal bei den 24h Nürburgring mitzufahren, egal in welcher Klasse
Wie kam es dann zum Simracen? War das schon vorher als Hobby da? Oder ist Simracing direktes Training für deinen realen Rennsport?
Sowohl als auch irgendwie. Da ich als Kind eigentlich fast nur Rennspiele gespielt habe mit Vorliebe zum Realismus, war es zum SimRacing nicht mehr weit und seitdem ist es ein festes Hobby. Gleichzeitig lässt es sich aber auch als ideales Trainingstool für den realen Motorsport nutzen, besonders um Streckenkenntnis zu sammeln.
Hast Du neben dem aktiven Fahren sonst noch einen emotionalen Bezug zum Motorsport, zB zu einer bestimmten Serie?
Ich denke ich bin in der Beziehung ziemlich „Basic“ wenn man es so nennen möchte. Mich faszinieren die meisten Langstreckenrennen wie die 24h Nürburgring und Lemans oder die VLN, WTCR liefert meist spektakuläre Rennen, und sogar die F1 kann ich mir ansehen. Und wahrscheinlich bin ich einer der wenigen, der sowohl historische Fahrzeuge genießen kann, aber auch alternative Rennserien wie die Formel E interessant findet.
Wann und wo warst Du zum ersten mal an einer realen Rennstrecke? Wo würdest Du gerne noch hin?
Das muss irgendwann im Zeitalter der V8 Supercars am Nürburgring gewesen sein. Brachiale Monster, die wahrscheinlich bei mir als Kind den heutigen Hang zum schnellen und lauten geweckt haben. Irgendwann möchte ich mir mal Laguna Seca anschauen, und im Idealfall einmal selbst die Corkscrew hinunterrasen.
Wie nah denkst Du ist das SimRacing am echten Motorsport, und wie ernst nimmst Du es daher?
Das ist eine unfassbar schwere Frage, zu der es mit Sicherheit tausende polarisiende Meinungen gibt. Für mich persönlich ist absoluter, zahlengenauer Realismus weniger wichtig als ein glaubhaftes Fahrgefühl. Denn auch wenn wir natürlich mit unserem Hobby so nah an der Realität dran sein möchten wie möglich, steht für mich der Spaß an oberster Stelle. Daher macht mir bspw. AC deutlich mehr Spaß als iRacing. Während letzteres möglicherweise laut Telemetrie näher am echten Auto dran ist, fühle ich mich dort zu keinem Zeitpunkt mit dem Auto verbunden und es fühlt sich einfach nur unnatürlich an. Da macht AC einen deutlich glaubhafteren Job.

Die Tatsache, dass ich in meinem allerersten Rennen auf der Nordschleife ein Podium und beim ersten Rennen in Spa einen Klassensieg einfahren konnte, basierend lediglich auf Streckenkenntnis aus dem SimRacing, sollte einigen Kritikern des SimRacing zu denken geben. Und da bin ich bei weitem kein Einzelfall. Des Weiteren werden Reflexe und der Umgang mit Grenzsituationen ganz automatisch trainiert. Ich hatte ein paar Quersteher die ohne SimRacing sicherlich in der Planke geendet hätten ...
Hast Du einen besonderen Ehrgeiz, verfolgst Du ein Ziel? Was war Dein bisheriges Simracing-Highlight?
Kein wirklich definiertes Ziel. Natürlich möchte man immer schneller werden, und auf lange Sicht ist das Ziel sicherlich, an sich selbst zu arbeiten und näher an die „Aliens“ zu kommen. Gleichzeitig ist mir klar, dass mir für die absolute Spitze des SimRacings die Zeit und wahrscheinlich auch die Motivation fehlt, bis ins letzte Detail das Setup und die Linie zu perfektionieren.

Momentan macht mir die VRLN und die VRALT am meisten Spaß. Und auch wenn man sich immer sagt, dass der Spaß an erster Stelle steht, war es ein persönliches Highlight die TWC Anfang 2019 gewinnen zu können. Jedoch hoffe ich, mich in der GTC weiter steigern zu können während man sich mit den besten misst.
Was für eine technische oder organisatorische Entwicklung wünscht Du Dir für die Zukunft des Simracing?
Ich denke dass wir technisch schon auf einem sehr hohem Level sind, mir würde in Sachen Hardware nicht mehr viel einfallen. VR mit wirklich hoher Auflösung wird sicherlich die nächste große Weiterentwicklung sein.

Softwareseitig ist es schade, dass viele Sims ihre einzelnen Stärken haben, aber eine wirklich komplette Sim sucht man aktuell vergeblich. Physik und Wettersystem von ACC + Multiplayer aus iRacing + Fahzeugvielfalt aus AC + Karriere aus pCars2 = Traumsim. Und Grids von 150+ Autos online für VLN Simulationen wären auch was Feines .
Was für Equipment fährst Du und warum? Wie sähe Dein Traum-Equipment aus?
Momentan fahre ich mit einem CSL Elite Wheel und CSR Elite Pedals, und ich kann mir aktuell auch nichts besseres vorstellen ohne gleich ganz tief in die Tasche zu greifen (auch wenn wir wohl alle nicht "nein" zu einem ordentlichen DD Wheel sagen würden...). Als Monitore verwende ich drei 24“ Monitore. Ich besitze auch eine Rift CV1 aber aufgrund der eher geringen Auflösung ist das nichts für mich um lange Rennen zu fahren. Das Fahrwerk stellt ein Bürostuhl mit Füßen statt Rollen dar, aber da wird bald mal ein ordentliches Rig fällig.
Hast Du neben dem Simracen und Motorsport noch weitere Hobbies? Was sind Deine musikalischen Vorlieben?
Gelegentliches Gaming allgemein, aber für mehr bleibt einfach keine Zeit. Auch wenn ich in der Jugend gerne Tennis gespielt habe; irgendwann muss ich da mal weitermachen.
Aus welchen Gründen hast Du Dich zur Teilnahme an der ALT entschieden? Hast Du einen Favoriten unter den historischen Fahrzeugen?
Als ich die Ankündigung las war ich völlig aus dem Häuschen. Die Fahrzeugvielfalt verbunden mit dem Creditsystem sind wahrscheinlich einzigartig, und sorgen dafür, dass jeder Lauf absolut einzigartig ist. Das Ergebnis ist eher zweitrangig, und es ist einfach großartig mit wieviel Respekt auf der Strecke miteinander umgegangen wird.

Ein großer Favorit ist der Lotus 49; die hohen Geschwindigkeiten verbunden mit dem unruhigen Fahrverhalten garantieren Adrenalin wie kaum ein anderes Auto im SimRacing. Aber auch den Maserati 250f möchte ich in dieser Saison noch bewegen, vielleicht tausche ich dafür noch meine Pedale gemäß dem Original
Vielen Dank für das Interview und weiterhin Gute Fahrt!

INTERVIEW MIT FRANK 'ERNIE' LEHMANN

  • Steckbrief
  • Name
    Frank 'Ernie' Lehmann *
    Baujahr
    1971
    Wohnort
    Senftenberg (Deutschland)
    Beruf
    IT Branche
    Simracer seit
    2006
    Equipment
    Fanatec Podium DD2, Heusinkveld Pedals Sprint, Valve Index
* Falls sich der eine oder andere mal gefragt hat, was es mit dem "Ernie" auf sich hat. "Ernie" ist kein neumodisches Internet-Pseudonym, sondern schlicht und einfach mein realer Spitzname aus Kindertagen. Den trage ich sozusagen seit über 40 Jahren mit Stolz und ist förmlich zum Rufnamen geworden. Viele gute Freunde wissen sogar meinen realen Namen nicht und kennen mich nur unter "Ernie". Und ja, der Name hat was mit der Sesamstraße zu tun (grinst).
Danke dass Du Dir Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten und wir Dich etwas besser kennenlernen dürfen! Der Community-Gedanke scheint auch Dir nicht unwichtig zu sein!?
Auf jeden Fall. Für mich gehört neben dem „gemeinsam Rennen fahren“ auch ein reger Austausch in den jeweiligen Foren dazu. Ich finde es wichtig, dass man sich gegenseitig hilft oder auch mal Dinge, die einen vielleicht stören, ausdiskutiert. Dennoch muss alles im vernünftigen Rahmen ablaufen, denn für mich macht immer noch der Ton die Musik. Auch wenn man mal unterschiedlicher Meinung ist, aber letztlich haben wir alle das gleiche Hobby und ziehen doch alle am selben Strang.
Wie kamst Du zum Simracen, und welchen besonderen Reiz hat das Simracen für Dich?
Obwohl ich ja im Steckbrief meinen SimRacing-Beginn auf 2006 datiert hab, geht meine virtuelle Rennbegeisterung deutlich weiter zurück. Daher hol ich mal etwas weiter aus. Anfang der 90er ging es los mit „Indy 500“ (von Papyrus). Aber da ich dort meist keine 5 Runden überstand, bastelte ich dann lieber halsbrecherische Stunt-Strecken in „Stunts“. Die Tastatur war damals noch das Eingabegerät der Wahl und der PC-Speaker sorgte für die ohrenmalträtierende akustische Untermalung. Als dann „Geoff Crammonds Grand Prix“ rauskam, steckte zumindest schon eine Soundblaster-Karte im Rechner und zum Fahren wurde die Tastatur von einem Joystick abgelöst. Mit Erscheinen von „Grand Prix 2“ tat ich dann ca. 1997 einen wichtigen Schritt in Richtung meiner späteren SimRacing-Karriere. Und zwar mit meinem allerersten Lenkrad, einem Thrustmaster Formula T2. Noch mit „Gummiband-Mechanik“ und natürlich ohne FFB. Das leistete mir dann gute Dienste bei Rennspielen wie Viper Racing, TOCA, Grand Prix Legends, Nascar Racing, usw.

So sah das 1998 aus:
2006 bat mich dann ein Freund, ob ich nicht Lust hätte mit ihm zusammen zum Spaß in einer Online-Liga mitzufahren. Es war ein BMW-M3-Cup mit „GTR2“. Und das war dann auch der Punkt, den ich persönlich als echten Startschuß als SimRacer ansehe. Zudem zierte nun mit dem „roten Momo“ auch ein echtes FFB-Lenkrad meinen Schreibtisch. Warum ich erst das als meinen SimRacing-Beginn sehe? Weil hier die Brücke von entspannter Feierabend-Raserei im Singleplayer zum echten Multiplayer-Wettstreit gegen menschliche Gegner geschlagen wurde. SimRacing und Online-Ligarennen sind seitdem für mich untrennbar verbunden und bilden den Hauptanreiz für mich.
Was denkt Dein Umfeld über Dein Hobby? Wirst Du dafür belächelt?
SimRacing ist eine Nische. Und bei der puren Erwähnung meines Hobbys haben viele nur eine begrenzte Vorstellung, um was es sich da eigentlich handelt. Selbst bei einem verallgemeinernden „Ich fahre Autorennen im Internet“ hört es bei Vielen gedanklich bei Playstation & Co. auf. Das ändert sich aber recht schnell, wenn ich etwas die Hintergründe beleuchte. Das anfängliche amüsierte Lächeln wechselt in ein interessiertes Staunen, weil die Wenigsten wissen, was technisch in Bezug auf simulierter Fahrphysik heutzutage so alles möglich ist. Für ein bisschen verrückt erklärt wird man dann, wenn Leute dann mein SimRacing-Equipment sehen. Und wenn es dann noch ausprobiert wird, dann ist dann auch ganz schnell der Respekt für mein Hobby da. Und auch der Wunsch nach einer weiteren Runde. Auf jeden Fall hat man Interesse geschürt, und mittlerweile schauen Freunde von mir sogar hin und wieder die Livestreams, bei denen ich mit am Start bin. Demzufolge kann ich in meinem engeren Freundeskreis mein Hobby durchaus den Status „anerkannt“ verleihen.
Hast Du auch zum realen Motorsport einen emotionalen Bezug? Oder sogar Berührungspunkte? Wie kam es dazu?
Ich schaue gern spannende F1- oder GT-Rennen, habe allerdings keinen emotionalen Bezug zu irgendeinem bestimmten Fahrer, Team, Fahrzeug oder Marke. Meist fiebere ich mit den Fahrern mit, die mir in ihrer Art und Weise irgendwie sympathisch sind. Egal ob Topfahrer oder Underdog. Nationalität spielt da nicht unbedingt eine Rolle, obwohl deutsche Fahrer schon einen gewissen Bonuspunkt bekommen.
Wann und wo warst Du zum ersten mal an einer realen Rennstrecke? Wo würdest Du gerne noch hin?
Ich war 1999 beim Formel1-Rennen am damaligen A1-Ring in Österreich. Einschneidend in Erinnerung blieb vor allem, dass die V10-Bolliden höllisch laut waren. Erwähnen möchte ich aber noch 2011 meinen Besuch am Sachsenring, wo ich erstmalig (und leider auch letztmalig) ein FIA GT1 Rennen erleben konnte. Als die GT1-Fahrzeuge zum Warmup auf die Strecke fuhren, sorgte der grandiose Motorensound für eine durchgehende Gänsehaut. Ansonsten wohne ich in Hörweite des Lausitzrings, und habe deshalb auch das eine oder andere Rennen dort besucht. Schade, dass durch den Verkauf der Strecke kaum noch Rennen ausgetragen werden. Besuchen würde ich gern einmal Spa-Francorchamps, Le Mans und Brands Hatch. Das wären zumindest die entfernungsmäßig erreichbarsten Ziele. Ansonsten wäre natürlich ein Besuch von Bathurst, Suzuka, Watkins Glen oder Road America schon ein Traum.
Wie nah denkst Du ist das SimRacing am echten Motorsport, und wie ernst nimmst Du es daher?
In den letzten Jahren ist SimRacing schon in Bereiche vorgedrungen, wo es im gewissen Maße durchaus als Trainingsgerät für echte Motorsportler dienen kann. In welchem Umfang mag ich nicht zu beurteilen, da ich selbst noch keinen Rennwagen gefahren bin, geschweige denn am Limit bewegt habe. Die simulierte Fahrphysik, was beispielsweise Reifen oder Aerodynamik angeht, wird aber immer detaillierter. Viele verfügbare Strecken bilden dank Laserscan-Technik ein naturgetreues Abbild mit allen Unebenheiten. Und dynamische Streckenverhältnisse durch Wetter oder Rennfortschritt haben ebenfalls immer mehr Einfluss auf das simulierte Renngeschehen. Dazu kommt, dass das SimRacing-Equipment dank DirectDrive-Lenkrädern, Loadcell- oder Hydraulic-Pedalen, oder Motion-Simulatoren schon Vieles darstellen kann, was der Fahrer im realen Fahrzeug an Händen und Hintern zu spüren bekommt. Mal abgesehen von den G-Kräften. Deren authentische Simulation wird vermutlich noch viele Jahre benötigen oder eventuell immer ein ungelöstes Problem im Simulator bleiben.
Hast Du einen besonderen Ehrgeiz, verfolgst Du ein Ziel? Was war Dein bisheriges Simracing-Highlight?
Ich verfolge kein großes ehrgeiziges Ziel. Rundenzeiten und Platzierungen sind mir nicht wirklich wichtig, obwohl ich mich natürlich auch über gelungene Runden oder eine tolle Platzierung freue. Zugegebenermaßen macht einen das schon stolz. Obwohl die Welt für mich auch nicht zusammenbricht, wenn es mal nicht so gut läuft. Ich habe jedenfalls weniger Spaß in einem Rennen, wo ich auf Podiums-Kurs ungefährdet meine Runden drehe, als irgendwo im Mittelfeld spannende und faire Duelle auf der Strecke auszufechten. Selbst ein siegreicher Kampf um die rote Laterne kann mich am Ende zufriedener dastehen lassen, als ein einsamer Sieg voller Langeweile. Allerdings habe ich schon das Ziel vor jedem Rennen, es möglichst fehlerfrei zu absolvieren. Vor allem ohne „Feindkontakt“. Denn egal wie gut das Rennen auch fahrerisch lief, aber ein selbstverschuldeter Fehler, der andere Fahrer in Mitleidenschaft gezogen hat, stört mich immer noch am Meisten. Zugegebenermaßen bin auch ich nicht frei von diesen „dummen Fehlern“, die manchmal im Eifer des Gefechts passieren können, aber ich arbeite an der Vermeidung. Ansonsten gebe ich offen zu (und meine Teamkollegen wissen das), dass ich ein ausgesprochener Trainingsmuffel bin. Training und Hotlapping ist etwas, was mir nicht besonders Spaß macht. Ich fahre lieber gern Rennen und genieße den Wettkampf auf der Strecke. Auch in dem Wissen, dass ich mangels Trainings-Engagement sicherlich viel fahrerisches Potential verschenke. Bei der Frage nach meinem persönlichen SimRacing-Highlight, komme ich nicht umhin, meinen Sieg in Grid 1 der GTC Saison IV zu erwähnen. Ich weiß heute noch nicht, wie ich das damals hingekriegt habe. Allerdings hat sich das Leistungsniveau in der GTC von Saison zu Saison mittlerweile so enorm gesteigert, dass ich von so einem Ergebnis wie in Saison IV weit weit weg bin. GTC IV 2017 – Lauf 7
Was für eine technische oder organisatorische Entwicklung wünscht Du Dir für die Zukunft des Simracing?
Das ist eine gar nicht so leicht zu beantwortende Frage. Ich fang mal mit der Technik an. Grad bei den Lenkrädern hat man mit den jetzigen DirectDrive-Modellen mittlerweile einen Stand erreicht, der in meinen Augen nur noch in Nuancen zu verbessern ist. Diese Lenkräder können in Bezug auf Kraft, Drehmoment und direktem Ansprechverhalten alles simulieren, was auch in einem realen Fahrzeug an der Lenkachse ankommt. Dazu kann man meist noch echte Lenkräder montieren, wodurch auch die Haptik perfekt passt. Ähnlich sehe ich es bei den Pedalen die, was Bremskräfte und Bremsgefühl angeht, dem Original kaum noch nachstehen. Technisches Entwicklungspotential sehe ich z.B. bei H-Shiftern. Ich würde mir wünschen, dass mal jemand eine Art ForceFeedback-H-Shifter mit kraftvollem Motor entwickelt. Der Motor soll dann dafür sorgen, dass man ein Verschalten sofort merkt. Oder dass ein Gang nicht eingelegt werden kann oder wieder herausspringt, wenn man nicht korrekt gekuppelt hat. Oder dass bei Getriebeschäden ein oder mehrere Gänge überhaupt nicht mehr eingelegt werden können. Natürlich muss das dann auch von der Simulation unterstützt werden.

Was die organisatorische Seite angeht, denke ich, dass Simracing in den vergangenen Jahren schon sehr große Schritte gemacht hat, um auch in der breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. SimRacing als eSport wird immer stärker von den Medien anerkannt, und auch Veranstaltungen wie die großartige Simracing Expo tragen dazu bei. Gleichzeitig sieht man auch viele Beispiele, dass Simracer im realen Motorsport fussfassen konnten. Beste Werbung für unser Hobby. Ich denke, dieser Trend wird auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden.
Was für Equipment fährst Du und warum? Wie sähe Dein Traum-Equipment aus?
Wenn ich so zurückblicke, muss ich mir wirklich schon ungläubig die Augen reiben, welche unglaubliche Evolution mein Equipment seit Ende der 90er durchgemacht hat. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass die technische Entwicklung bei den Lenkrädern und auch bei der Pedalerie förmlich explodiert ist. So führte mein Weg vom Thrustmaster T2 ohne FFB, über das rote Momo, Logitech G25, Fanatec GT3 RS Lenkrad (mit Clubsport Pedalen v1) und Fanatec CSW v2 (mit Clubsport Pedalen v3) inkl. verschiedener Lenkräder. Und dass vor ein paar Jahren der Schreibtisch einem Simrig aus Aluprofilen weichen musste, war ebenfalls ein logischer Schritt. Seit diesem Jahr steht nun mein aktuelles Equipment. Wie bereits im Steckbrief erwähnt, sind es eine Fanatec Podium DD2 Base und Heusinkveld Pedals Sprint. Und damit hab ich bzgl. Lenkrad und Pedale mein Traum-Equipment eigentlich schon gefunden, denn das ist für mich genug High-End, um die nächsten Jahre ohne Abstriche spaßhaben zu können. Das ist auch der Hauptgrund, warum sich mein Equipment so weiterentwickelt hat. Fahrspaß und Immersion. Deshalb fahre ich seit gut 2 Jahren mit VR-Brille, weil es mir einfach das bessere Mittendrin-Gefühl gibt. Ich würde für ein immersiveres Fahrerlebnis sogar Rundenzeit opfern. FFB runterdrehen, um eventuell etwas kontrollierter fahren zu können, käme für mich nicht in Frage. Das Einzige, was ich als Wunsch noch grob im Hinterkopf habe, wäre ein Motion-Rig. Speziell das SFX-100 als DIY-Variante hat es mir angetan. Allerdings wird das wohl noch ein paar Jahre dauern, bis ich mich dazu durchringen kann. Ich werde aber die Entwicklung auf dem Motion-Rig-Markt weiter beobachten. Vorher werde ich mein Simrig erst einmal mit 4 Bodyshakern und SimVibe ausstatten.
Hast Du neben dem Simracen noch weitere Hobbies? Was sind Deine musikalischen Vorlieben?
Neben dem Simracen gilt meine musikalische Leidenschaft dem Metal. Dabei aber mehr die härtere und extremere Gangart, wie Death Metal, Black Metal und Grindcore. Lieblingsbands möchte ich jetzt gar nicht benennen, da ich durchaus viele viele Bands höre und hier nicht den Rahmen sprengen möchte. Mein Musikgeschmack ist aber keinesfalls auf eine Schiene beschränkt, sondern durchaus breit gefächert. Das fängt bei guter handgemachter Rockmusik an und hört bei Musik auf, die die Meisten wohl für unverständlichen Krach halten würden. Ich besuche im Sommer immer verschiedenste Metal-Festivals und liebe es dort Leute zu treffen, mit ihnen fachzusimpeln und zusammen zu feiern. Dabei bevorzuge ich die kleineren familären Festivals. Ich bin also kein "Wacken-Gänger", wie Einige vielleicht vermuten würden. Das ist mir zu groß und zu kommerziell. Ansonsten habe ich noch ein Faible für's Kochen und Grillen. Das genieße ich dann mit Freunden bei einem leckeren Bierchen und guter Musik, egal ob Sommer oder Winter.
Aus welchen Gründen hast Du Dich zur Teilnahme an der ALT entschieden? Hast Du einen Favoriten unter den historischen Fahrzeugen?
Da ich in den letzten Jahren größtenteils in GT-Serien unterwegs war und bin, suchte ich fahrerisch nach etwas Abwechslung. Ich bin bereits hin und wieder mal gern Rennen in Automobilista und rFactor2 mit historischen Fahrzeugen gefahren. Speziell in Automobilista finde ich die alten F1-Fahrzeuge aus den 60er und 70er Jahren in Kombination mit dem tollen FFB herausragend umgesetzt. Leider hat Automobilista keinen VR-Support und ich fahre, wenn möglich, nur noch mit VR-Brille. Da Assetto Corsa aktuell die Sim ist, die ich am Meisten fahre, kam mir die VR ALT sehr gelegen. Die alten Renner mit VR-Brille auf dem Kopf auf historischen Strecken zu bewegen, macht einfach so unglaublich viel Spaß. Einen besonderen Favoriten bei den historischen Fahrzeugen habe ich nicht. Ich probier den Wagen virtuell aus und wenn er mir Spaß macht, dann ist alles gut.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin Gute Fahrt!